Wir liegen seit 14.2.2024 auf Gomera. Um genau zu sein in San Sebastian de Gomera.
Heute morgen um 10:00 brechen die Salvamentos Maritimo auf. Sie scheinen es im Gegensatz zu manch anderen Einsätzen heute eiliger zu haben.
Eine Stunde später sind sie wieder zurück am Liegeplatz. Ungewöhnlicherweise sind alle auf dem Salvamento Boot im Ganzkörperkondomen, Einweghandschuhen und Atemmasken ausgerüstet. Das erweckt unsere Neugier. Am gegenüberliegenden Ponton entdecken wir ein Migrantenboot. Viele dunkelhäutige Menschen steigen aus. Begleitet von Gelbwesten der Guardia Civil. Offensichtlich wohl Migranten. Das erste mal für uns das Ganze derart hautnah zu sehen. Allerdings haben wir bereits auf La Palma erfahren, dass die Migration in den letzten Monaten sehr zugenommen hat. Auf unseren Strecken zwischen den kanarischen Inseln haben wir keinen Tag erlebt bei dem nicht ein „Mayday“ oder „Securite“ im UKW-Funk bzgl. der Migrantenboote zu hören war.
Die Teneriffa News berichten, dass alleine Januar genauso viele Migranten ankamen als im gesamten ersten Halbjahr 2023. Gomera scheint hierbei ein wenig geringer betroffen zu sein als El Hierro. Die kleinste und westlichste der Kanareninseln hat ca. 10.00 Einwohner und beherbergt derzeit mehr als 5.000 Migranten. Was für diese abgeschiedene Insel eine echte Herausforderung darstellt.
Die spanische Regierung hat daher den Migrationsnotstand ausgerufen. Der Migrationsdruck scheint sich auf den Kanaren deutlich zu verschärfen. Die Regierungen der Inseln halten in 2024 ein Allzeit-Hoch für möglich. Erstaunlich ! Dei meisten der Flüchtlinge starten in Mauretanien mit ungeeigneten Booten. Daher gilt diese Route als die tödlichste der Welt. Offizielle Stellen geben 16 Tote pro Tag an. Bereits im Oktober 2023 wurden 1200 Migranten an einem einzigen Tag gezählt. Die Frage bleibt: Wie hoch muss das Leiden in der Heimat sein, um sich lieber der tödlichen Gefahr einer Flucht auszusetzen ?
Anscheinend scheinen die spanischen Behörden wohl erfahrener im Umgang mit den Migranten-strömen zu sein. Auf den Inseln sind Unterkünfte für eine Erstversorgung vorhanden. Im Anschluss werden die Migranten dann auf das spanische Festland verteilt. Offensichtlich geht das in Spanien mit weniger Getöse als in Italien ab. Stichwort: Lampedusa zur Ehrenrettung der italienischen Behörden: Dort treffen ein Vielfaches der Migranten ein.
Bleibt uns gewogen ...
Sabine & Ralph