Auf unserem Weg nach Griechenland verlassen wir Madeira am 1.4.2024 gegen 11:00. Vor uns liegen über 600NM Strecke bis Gibraltar, unserem erklärten Ziel. Der Wetterbericht sagte mindestens die Hälfte der Strecke mit sehr gut segelbaren Winden zwischen 10 und 15kn aus südwestlicher Richtung an. Die Realität warn dann knapp 10kn aus südwestlicher Richtung. Das war ein mühevolles und langsames Vorankommen.
Unsere Hoffnung war, wenn es gut läuft sind wir bereits am Freitag, den 5.4. in Gibraltar. Ansonsten wird’s halt der Samstag. Bis kurz vor der Einfahrt zur Strasse von Gibraltar sah alles noch sehr gut aus. Dann kam Wind aus der Strasse von Gibraltar, genau auf die Nase. Damit hatten wir zwar gerechnet, aber viel später und viel weniger. Die hohe Welle macht das Ganze noch etwas mühsamer. Viel Wasser geht übers Deck und ins Cockpit. Pfuiii !
Wir drehen ein wenig nach Süden ab, um unter der marokkanischen Küste Schutz zu suchen. Das ging ganz gut. Nach einigen Stunden wieder auf N-Kurs um rechtzeitig zur passenden Tide und Strömung in der Strasse von Gibraltar zu sein. Um das Cap Spartel (bei Tanger) strömte es dermaßen, dass wir mächtig Gas geben mussten um noch 1,5kn Geschwindigkeit zu halten. Whow, zum Glück fast ohne Wind! Bei unserem Anlauf in die Straße bekommen wir allerdings 30-40kn Wind, statt der angesagten 5-10kn auf die Nase. Durchfahrt nicht möglich.
Wir versuchen nach Tanger abzudrehen: Zu viel Strom, Geschwindigkeit teilweise unter 1kn. Daher drehen wir nach Barbate ab. Barbate liegt in Spanien an der andalusischen Küste und ist sehr bekannt wegen der Orcas. Wir schleppen unseren Wal-PAL hinter uns her und sind sehr zuversichtlich dass uns diese liebenswerten Tiere nicht auf den Sack gehen würden. Hat soweit auch geklappt.
Leider hatten wir ca. 2-3NM vor der Hafeneinfahrt keine Ruderwirkung mehr und mussten uns von der Salvamento nach Barbate abschleppen lassen. Über eins sind wir uns fast sicher, Orcas warens nicht. In Barbate werden wir erst mal untersuchen (lassen), was unser Ruderproblem ist und was es bedeutet dieses zu beheben.
Was war geschehen ?
Am 6.4.2024 gegen 02;30 befanden wir uns ca. 2-3NM vor der Einfahrt zum Hafen von Barbate. Wir liefen mit 6-7kn unter Autopilot. Um die vor Barbate gekennzeichnete Fläche großflächig zu umgehen änderte ich den Kurs entsprechend. Wenige Minuten danach meldete unsere Navigation „fehlende Ruderwirkung“. Ich führte das auf einen ausgehängten Ruderlagegeber zurück und kontrollierte diesen. Alles schien jedoch in korrektem Betriebszustand: Der Ruderkoker bewegte sich und der Ruderlagegeber war korrekt eingehängt.
Ich ging zurück zum Steuer um manuell zu steuern. In diesem Moment nahmen wir weiße Bälle vor unserem Bug wahr. Maschine wurde sofort ausgekuppelt und das Ruder gelegt. Dennoch konnten wir die Kollision mit dem Netz mangels Ruderwirkung nicht mehr vermeiden.
Mittels back-stehendem Vorsegel konnten wir uns nach Süden aus dem Netz manövrieren um unsere Einfahrt nach Barbate fortzusetzen. Nachdem wir uns südwärts vom Netz entfernten begannen wir einzudrehen, um den nördlich gelegenen Hafen von Barbate zu erreichen. Leider stellten wir erneut keinerlei Ruderwirkung fest. Kursänderungen waren uns nicht mehr möglich.
Manövrierunfähig mussten wir über UKW Schlepphilfe anfordern welche uns in den Hafen von Barbate schleppte. Die Aktion der SALVAMENTO lief sehr lobenswert, koordiniert und schnell ab. Am 6.4.2024 um 05:30 waren wir im Hafen von Barbate sicher und fest. Kein Wassereinbruch und keine Personen betroffen. So gesehen ging das Ganze nochmals gut aus.
Nach 5 Tagen auf See müssen wir uns erneut in Geduld beweisen. Erst ist der Kran kaputt, dann ist das Schleppboot kaputt. Wir liegen einige Tage am „Notfallsteg“, der immer frei gehalten werden muss. So erklärt uns dies die Hafenbehörde. Ohne Ruderwirkung kann ich den Platz nicht verlassen, entgegne ich denen. Eines Morgens rückt die SALVAMENTO aus um uns an einen „richtigen“ Liegeplatz zu verlegen. Erneut eine echt professionelle Aktion der SALVAMENTO !
Am 17.4. wird’s dann endlich wahr ! Wir werden zum Kran geschleppt und dann ausgekrant. Die Schleppaktion ist weit weniger professionell, aber dennoch erfolgreich. Nachdem die BELUGA an Land steht, wird das Ausmaß des Schadens sichtbar: Das Ruderblatt fehlt vollständig, der Max-Prop und der Ropecutter haben „Karies“ und müssen erneuert bzw. repariert werden und der Rumpf der BELUGA weist eindeutige Kampfspuren mit einem (vermutlichen) Stahlnetz auf.
Nun warten wir auf ein Angebot und eine Angabe zur Reparaturdauer. Unser ehrgeiziger Plan Mitte Mai in Griechenland zu sein, ist derzeit nicht mehr so sicher, wie er einst war. Es könnte ein wenig später werden. Wir werden berichten.
Bleibt uns gewogen ..
Sabine & Ralph