Orkanartike Boen rauschen durch Cherbourg. Ralph, als früher Vogel , ist seit einiger Zeit wach. Er erweitert das Bordnetz um einige Funktionen. Plötzlich um 10:00 herrscht Aufruhr am Steg. In Böen hat unsere Windex bereits mehrfach über 50kn Wind (TWS=True Wind Speed) angezeigt. Der Maximalwert habe ich um kurz vor 07:00 mit 56kn beobachtet. Das sind deutlich über 100km/h. Da haben selbst die französischen Schafe keine Locken mehr :-)
Eine wenige Plätze neben uns liegende Nauticat 32 hat die Vorleinen abgerissen und treibt, nur noch mit einer Leine am Steg, im Hafenbecken. Sollte diese Leine auch noch brechen, dann geht die NC32 auf unbemannten Kollisionskurs mit den Schiffen des Nachbarstegs. Das Marinapersonal taucht mit Dinghy auf, um die NC32 wieder auf ihren Platz zu schubsen. Mehrere umliegende Yachties stehen am Steg um zu helfen. Alle mit sehr guten Ratschlägen. Da die Marina-Jungs und die Yachties ziemlich hilflos erscheinen, habe ich eine ordentlich dicke Leine von der BELUGA geholt. Das Dinghy bringt die NC32 in Position und einer der Yachtis steigt über. Nimmt den dicken Festmacher und belegt diesen auf der Bugklampe. Danach gemeinschaftliches "Seilziehen". Wenige Minuten später lag die NC32 wieder fest am Steg. Nicht optimal aber sicher. Am Nachmittag kam der Eigner. Ich hatte ihm den Hergang erklärt. Aus Dankbarkeit brachte uns der Eigner wenige Minuten später seinen selbstgemachten Apfelsaft, Pralinen und eine Flasche Rotwein. Als er sich auf eine gefährliche Art versuchte meine Leine gegen seine eigenen zu tauschen bat ich ihn, dies erst zu tun, wenn der Wind geeigent dafür sei. Wenn unsere Leine nicht mehr benötigt wird, dann aufs Deck der BELUGA legen. Wir sind noch ein paar Wochen hier. Ich bat ihn keine lebensgefährlichen Aktionen zu unternehmen. Mit sehr viel Dankbarkeit nahm er diese Botschaft an und lies unserer Leinen an Ort und Stelle.
Die Biskaya zeigt sich, wie im Winter zu erwarten, von ihrer leistungsfähigsten Seite. Heute werden Wellen über 7mtr und Windstärken mit über 40kn - in Böen mit bis zu 62kn - vorausgesagt. Orkan ist angesagt, es wird Winter in der Biskaya.
Wir sitzen in Cherbourg in unserem schaukelnden Untergrund und überlegen wie wie wir wohl unsere Ferienwohnung ab Dezember empfinden werden: Keine Schaukelei, kein spürbarer Wind. Wir machen uns wir mit 23°C Innentemperatur ein wenig "Süden". Kuschelig warm. Die Heizung läuft seit Wochen völlig zuverlässig und gibt uns mollige Wärme. Tag und Nacht.
Unser Wetter von heute wird das Wetter der nächsten Tage in Deutschland werden. Auch dort wirds so langsam Winter. Wird auch Zeit, schliesslich machen wir morgen das erste Türchen auf unserem Weihnachtskalender auf.
Um dem Geschaukel ein wenig zu entkommen, beschliessen wir ins Städtchen zu gehen. Dabei haben wir den Unterschied der starken Gezeitenunterschiede nochmals plastisch wahrgenommen. Hier liegt ein Dock, welches von Zeit zu Zeit leer und manchmal auch voll ist. Wie Du dem nebenstehenden Bild entnehmen kannst sind die Unterschiede ziemich deutlich.
So haben wir uns in unser Kaffee gesetzt, Macaronen genossen und ein bisschen französisch gesprochen. Viele Menschen in Cherbourg scheinen englisch zu sprechen. Manche sogar deutsch. So haben wir zwischenzeitlich Franzosen kennengelernt, mit denen wir uns in französisch unterhalten und von ihnen deutsche Antworten bekommen. So hat jeder was davon und Spass machts auch noch.
Weihnachtlich windige Grüsse aus Cherbourg, bis zum nächsten Blog ...