Am 18.8. 2021 ging die BELUGA wieder auf Fahrt. Start im holländischen Den Helder. Beim Ablegen ein kleiner Schock, alle Leinen sind los, Wind von vorn mit 18kn und der Vorwärtsgang lässt sich nicht einlegen. Glücklicherweise war der Hafenmeister gerade auf dem Steg und konnte uns einfangen. Klopfen, Schieben, Rütteln am Schaltgestänge half schliesslich den Vorwärtsgang einzulegen. Nächster Stopp: Tankstelle Den Helder. Strecke: 50mtr. "Wird der Rückwärtsgang reingehen oder krachen wir gegen den Steg ?" waren die Gedanken, welche mir als Skipper durch den Kopf gehen. Aber alles ging gut. Dank der 22 Tonnen Gewicht der BELUGA kann man auch bei Wind ganz gut langsam manövrieren ... und der Rückwärtsgang ging diesmal rein. In Summe eine echte Scheiß-Situation !
Wir haben allerdings beschlossen, dass wir beim angesagten Wetterfenster ab der englischen Südküste sehr viel segeln können. Dann würde das Drama erst wieder in La Coruna beginnen. 5 Tage Zeit das Drama zu vermeiden ... wir beschliessen daher Volltanken und Losfahren. Um 16:00 haben wir den Hafen von Den Helder verlassen. Ziel: La Coruna ! Aufgrund der zeitlichen Vorgaben unserer Mitsegler müssen wir spätestens am Mittwoch, dem 25.8. in La Coruna sein um die Folgetermine nicht zu gefährden. Daher beschliessen wir am Freitag, dem 20.8. einen Meilenstein vor Cherbourgh zu setzen. Haben wir diesen Punkt rechtzeitig oder früher erreicht, dann segeln wir weiter, wenn nicht laufen wir Cherbourgh an um die Crew rechtzeitig zu den Verpflichtungen von Bord und nach Hause zu bringen. Es sollte jedoch ganz anders kommen ....
... am 19.8. - kurz vor Dover - piept unsere Maschine wieder auf. Wie bereits vor Tagen in Brunsbüttel. Damals wollten wir eh nach Glückstadt, wo die Yachtwerft - trotz Betriebsferien - einen Yanmar-"Spezialisten" organisierte. Dieser las den Fehlerspeicher aus und konnte eine Meldung erkennen. Danach startete er einen Firmwareupgrade. Ich als Softwerker kenne dieses Vorgehen. Hat aber leider keinen guten Beigeschmack nach dem Motto "Wenn ich schon keine Ahnung habe wo der Fehler liegt, dann mache ich geschäftige Hektik". Die Meldung des Fehlerspeichers liess sich übrigends nicht ermitteln. Der Yanmar-Spezialist konnte auch mit telefonischer Unterstützug die Meldung nicht mehr ausfindig machen. "Im Büro geht das dann" ... ich solle die Meldung per Mail erhalten. (Heute, 21.8., warte ich noch immer auf diese Mail).
... aber zurück zu Dover: Wir hatten auf dem Weg ins Verkehrstrennunggebiet (VTG, oder englisch VTS) auf die südliche "Fahrbahn" genau am besten Zeitpunkt eine deutliches Piepen der Maschine. ALAAAAAARM ! Die Maschine zeigt am Panel "P0094", das Handbuch sagt: "Sie haben möglicherweise ein Leck in der Hochdruckleitung". Oh Nein, diese Sauerei wollte ich eigentlich gar nicht sehen. Dennoch Maschinenraum auf und reinschauen ... alles Blitzesauber ? Ich beschliesse uns erstmal aus dem Weg zu bringen. Wir setzen Segel. Der Wind steht gut, mit Vollzeug und wenig Höhe segeln wir flott dahin. Bei 7 bis 9 Knoten über Grund ist alles im grünen Bereich.
Gegen Spätnachmittag schläft der Wind ein, wir wecken die Maschine wieder auf, nachdem wir zuvor vergeblich nach möglichen Ursachen suchten. Schnurrt wie ein Kätzchen. So haben wir sie lieben gelernt. Nach einigen Stunden Arbeit weckt uns die Maschine wieder mit obiger Meldung. Die Abstände zwischen den Alarmen scheinen immer kürzer zu werden. Nach kurzer Beratung waren wir uns alle einig: So wollen wir nicht bis La Coruna fahren. Also Abbruch an dieser Stelle ! Kurzer Funk mit der UK Verkehrsleitung und wir haben die Freigabe, die zwischenzeitlich 2 VTGs in nicht vorschriftsmässigem Winkel zu kreuzen - unter Segel. Der Wind ist zwischenzeitlich wieder gut. Wir laufen bei prächtiger Geschwindigkeit und halbem Wind mit 7-9kn in Richtung Dünkirchen. Dort machten wir gegen 22:00 fest. Hier bleiben wir erstmal bis der Fehler der Maschine behoben ist. Zwischenzeitlich fehlt ein Crewmitglied beim Anleger, weil dieser im Maschinenraum die Gänge auf Zuruf einlegt.