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Mittwoch, 16 September 2020 16:52

Erstens kommt es anders, Zweitens als man denkt!

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6. August 2020

Corona ist immer noch allgegenwärtig und von schönen Segeltörns die wir diesen Sommer in der Ostsee, Richtung polnische oder schwedische Küste unternehmen wollten, spricht schon gar keiner mehr.

Da Urlaub in Deutschland aber machbar ist, wollten wir einfach nochmal 4 Tage elbaufwärts nach Hamburg, um Freunden die noch nie auf einem Boot waren, das Bordleben näher zu bringen. Unter Einhaltung der Hygienevorschriften, Nutzung der eigenen Bordtoiletten und Duschen sowie Ausflügen mit Mundschutz, sollte das drin sein!

Anreise, Kojen beziehen, Ersteinkauf >> das übliche Prozedere, dann auf die Öffnung des Schleusentores warten, und los geht's.

 

15.30 Uhr das Tor öffnet sich, raus geht's aus dem Innenhafen Glückstadt, mit dem Ziel den City Sportboothafen Hambug (CSH) gegen 21:00 zu erreichen.

Mit eine FüG von ca. 5,5kn erreichten wir das Fahrwasser ELBE, kreuzten dieses und folgten dann der rechten Fahrwasserbegrenzung Richtung Hamburg. Nach ca. 3 Stunden war Stade passiert. Von achtern kam das Containerschiff  „CMA CGM Georg Forster“ auf. Ein Schiff mit 398mtr Länge und 55mtr Breite, ein eindrucksvoller Riese der da auf einen zukommt, wenn man selbst quasi auf Meereshöhe vornwegfährt. Geplant war Lühnesand zu passieren um danach ausreichend Abstand zur Tiefwasserrinne herzustellen um die Georg Forster passieren zu lassen.

Ich hielt mich auf dem Vorschiff auf und erklärte meinem Mitsegler den weiteren Verlauf des Fahrwasser bis Hamburg, als wir plötzlich zu „schlingern“ begannen, was ich zunächst starken Verwirbelungen durch die Strömung zuschrieb. Unmittelbar darauf veränderte sich der Ton der Maschine, an Deck waren leichte Vibrationen spürbar.

Kontrollblick zum Auspuff? > spuckt ordnungsgemäß Kühlwasser!

Verunreinigung im Diesel?  > Die Glasbehälter meiner Filteranlage zeigen sauberen Diesel!

Temperaturmessungen okay, keine Auffälligkeiten!

Drehzahl fällt ab, Motor geht aus und lässt sich nicht mehr starten  > der Anlasser dreht sich nicht mehr.

„Klack, ohne brumm“ > deutlicher Spannungsabfall, nix mehr zu machen!

Das Containerschiff zwischenzeitlich sehr nahe, verwandelt sich augenblicklich zur absoluten Bedrohung, denn  > nun treiben wir manövrierunfähig im Fahrwasser.

Ich setzte einen PAN-PAN ab und meldete meine Manövrierunfähigkeit, - zeitgleich setzen wir Segel und halsten unter Genua mehrfach am Fahrwasserrand, womit wir uns gezielt  aus dem Fahrwasser bringen konnten, was bei ca. 1 Bft  im Nachhinein als super Leistung zu bezeichnen ist. Da unsere BELUGA (mit 22to Gewicht) ohnehin keine besonders guten Segeleigenschaften besitzt, setzten wir in Folge das Groß. Inzwischen lag die Insel Lühesand querab und der Cointernerriese holte auf und ging > zwar verflixt dicht, aber zum Glück an uns vorbei! Das alles spielte sich auf einer Strecke von ca. 0,6NM ab.                       Ein entscheidender Kilometer im Leben eines Skippers! Auf dieser kurzen Strecke wurden wir um ca 60-70 Meter seitlich versetzt, obwohl der Autpilot auf Wegpunktmodus eingestellt war und eigentlich der Drift entgegenhält. Ein Aufprall am Rumpf wie beispielsweise bei einer Kollision oder einer Touchierung eines versunkenen Objekts war nicht wahrnehmbar. Wein Wassereinbruch, keine seltsamen Gräusche, nur seltsame Stille während die Strömung unseren Weg beeinflusste.

SCHRECK LASS NACH! EIN HEIKLER AKT MIT VERSTÄNDLICHEM SCHWEIßAUSBRUCH!

Wir segelten zum nördlichen Elbufer. Dort waren etwas bessere Winde erkennbar und mehr Raum für Manöver. Ein vorbeifahrendes RIB schleppte uns von dort zum Yachthafen in Wedel in dem wir ohne weitere Schäden sicher anlegen und liegen konnten.

WOHER UND WIE SCHNELL BEKOMMEN WIR NUN HILFE, UND WAS IST EIGENTLICH KAPUTT?

Der Abend verging statt mit dem geplanten Bummel durch Hamburg mit Situationserläuterungen und zahlreichen Recherchen, denen am frühen Freitagmorgen entsprechende Telefonate folgten.

ÜBERALL BETRIEBSFERIEN- AUCH DAS NOCH!

Als Pannennothilfe kam schliesslich (Timo Fink) von der Firma Fink&Bliese herbeigeeilt. Sein Urteil- nix zu machen, die Maschine ist fest. Ein manuelles drehen des Motors war auch mit großem Kraftaufwand nicht mehr möglich. Der folgende Modus Operandi > zurückschleppen in den Heimathafen > Auswassern > gründliche Ursachenforschung > Schadenbehebung! Wir blieben in Folge der Tatsachen zwangsläufig in Wedel liegen. Meine Gäste wissen nun wie man auf einem Schiff und in Kojen schläft, wie Schapps auf und zu gehen und einiges mehr - nur wie schön segeln ist, haben sie an diesem Wochenende nicht erfahren. Wir fanden uns damit ab Hamburg von Wedel aus, via Bahn zu besuchen. Es blieb uns ohnehin keine andere Wahl, wir machten das Beste draus. Statt am Sonntag gemeinsam wieder nach Hause zu fahren, trennten wir uns und ich blieb mit meiner Frau an Bord um die "Rückschleppaktion" am Montag zu begleiten. (Dabei will ich von den Umständen wegen kurzfristig benötigtem Arbeitsfrei, einem zusätzlichem Mietwagen und anderen Zusatzkosten gar nicht reden). Gäste verabschieden, durchatmen, kurz unter die Dusche und dann nach all dem Stress, mit meiner Frau gemütlich Essen gehen, war der neuerliche Plan für Sonntagabend.

Doch schlimmer, geht immer!

Während ich noch unter der Dusche stehe, lässt eine Erschütterung in Verbindung mit einem dumpfen Knall das Schiff erzittern. Hat doch tatsächlich einer beim Einlaufen in den Sporthafen Wedel seine Geschwindigkeit, das Gewell, den Versatz und was eben sonst noch so beim Einlaufen in einen Hafen zu beachten ist, unterschätzt. Touche' - und ein weiterer Schaden an der Bordwand! Das kann doch wohl nicht wahr sein > geht's noch? Warum schon wieder wir? Immerhin der Skipper war nicht nur reumütig und entschuldigte sich, er war auch entsprechend versichert und das Anfertigen eines Schadensprotokolls hatte ich gerade erst geübt! Reparatur wird gleich mit eingeplant!

UND - am Montag, den 10.8. 2020 wurde unser Schiff zurück in den Heimathafen Glücksstadt geschleppt.

Eine mehr als dreistündige Aktion, die zeitlich natürlich wieder nicht zur Flut und zur Schleusenöffnung passte, und die uns am Ende zwang noch einen weiteren Tag in Glücksstadt zu übernachten. Nochmal Abitte beim Chef auf Arbeit > Mietwagen verlängern ( in der Ferienzeit auch nicht problemlos) > und schließlich die Rückreise mit der Vorgabe am 4. Septembe, wenn die Werftarbeiter an ihre Arbeitsplätze zurückkehren "weiterzusehen".

 

 

 

  

Gelesen 4057 mal Letzte Änderung am Donnerstag, 17 September 2020 12:51